Amerikanische Familien bekommen kein Geld dafür, dass sie einen Schüler aus Deutschland bei sich aufnehmen. Sie laden einen Jugendlichen zu sich ein, weil sie sich zum Beispiel für die deutsche Sprache und Kultur interessieren.
Im Gegenzug erlebt der Schüler während des High School-Aufenthalts als Teil der Familie hautnah den Alltag in den USA. Eine Erfahrung, die ohne die Gastfreundschaft der dort lebenden Familien völlig unmöglich wäre. Als Gegenleistung für ihre Gastfreundschaft erwarten die US-Familien lediglich, dass man offen für Neues ist und sich an gewisse Regeln hält.
Kinder, Küche …
Daher sollte man sich nicht wundern, wenn die Gasteltern ständig wissen wollen, wohin man geht und wen man trifft. Das ist die amerikanische Art der Fürsorge. Ebenso üblich sind Vorschriften, wann man wieder zuhause zu sein hat. Alles ganz normal.
Die meisten Gastfamilien kommen aus dem US-amerikanischen Mittelstand. Anders als in Deutschland bedeutet dies: Beide Elternteile arbeiten, manche von ihnen in jeweils zwei Jobs. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Familie versorgt ist. Um die Erwachsenen zu entlasten, ist es üblich, dass im Haushalt alle Kinder mithelfen. Somit übernehmen auch Gastschüler alltägliche Dienste wie Geschirr spülen, auf die jüngeren Geschwister aufpassen, Müll rausbringen oder Rasen mähen. Und um das eigene Zimmer (soweit vorhanden) kümmert sich sowieso jeder selbst.
… und die Kirche
Während in Deutschland die Kirche für viele Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielt, engagieren sich amerikanische Familien gern in ihrer jeweiligen Gemeinde. Dort beschränkt sich das Wirken der Kirche nicht nur auf Gottesdienst und Wohlfahrt, sondern die Gemeinde gibt vielen Amerikanern Gelegenheit, sich neben Familie und Arbeit regelmäßig mit Nachbarn und Freunden zu treffen. Oft wird der Gastschüler stolz präsentiert.
Je nach Gastfamilie oder Region (vor allem aber im religiös geprägten „Bible Belt“) wird von den Gastschülern erwartet, dass sie aktiv am Gemeindeleben teilnehmen. Unabhängig davon, wie man selbst zum Thema Kirche und Religion steht: Aktivitäten mit der Gemeinde eignen sich in der Regel sehr gut, um als „Neuer“ in der Gegend Kontakte zu knüpfen.