Zum Teil verfügt die Vermittlungs-Organisation über einen festen Stamm an Gastfamilien: Menschen überall in den USA, die jedes Jahr aufs Neue einen Gastschüler in ihr Heim aufnehmen.
Tatsächlich aber gestaltet sich die Arbeit der Agenturen häufig viel schwieriger. Die wirtschaftliche Lage macht es vielen Familien unmöglich, noch eine Person „durchzufüttern“, denn amerikanische Gastfamilien werden nicht bezahlt. Manche Familie wird auch von der Tatsache abgeschreckt, dass sie erst einmal auf „Herz und Nieren“ geprüft werden soll. Sie empfindet das als Einschnitt in ihre persönliche Freiheit; die hat für Amerikaner einen hohen Stellenwert.
Empfehlungen und Infoabende
So sind viele Organisationen auf Empfehlungen von Bekannten angewiesen, andere annoncieren explizit in Tageszeitungen, veranstalten Infoabende oder gehen persönlich von Tür zu Tür. Sind Interessenten gefunden, machen sich die Mitarbeiter der Vermittlungs-Agentur während eines persönlichen Gesprächs mit allen Familienmitgliedern ein Bild von der potenziellen Gastfamilie und ihrem Zuhause:
- Kann sich die Familie ein zusätzliches Mitglied finanziell leisten?
- Kommt der Gastschüler in sozial gefestigte Verhältnisse?
- Kann dem Gastschüler ein eigenes Bett und ein Bereich zum Lernen bereitgestellt werden?
- Welchen Eindruck macht der Haushalt in Bezug auf Ordnung und Sauberkeit?
Zusätzlich muss die Familie zwei persönliche Empfehlungsschreiben einreichen, die nicht von Verwandten geschrieben sein dürfen. Und alle Familienmitglieder im Alter von 18 Jahren oder älter müssen sich einem „criminal background check“ unterziehen.
Wird die Familie als geeignet eingestuft, darf sie sich aus einer Reihe an Bewerbungen ein „Kind auf Zeit“ aussuchen.
Schülerwünsche
Zwar können Schüler aus Deutschland sich selbst nicht festlegen, wo und wie sie in den USA leben möchten. Dennoch ist es durchaus möglich, bei der Bewerbung Wünsche zu formulieren. Wer auf Wassersport steht, würde vielleicht besonders gern in einer Küstenregionen leben. Wer Klavier spielt, wünscht sich eventuell eine musikalische Gastfamilie. Wer Tiere mag, träumt sich womöglich auf eine Farm. Und wer Einzelkind ist, wünscht sich vielleicht eine Horde Gastgeschwister.
Tipp: Da sicherlich kein langer Wunschkatalog erfüllt werden kann, stellt man am besten das in den Vordergrund, was einem besonders wichtig ist. Übrigens kann es auch passieren, dass eine Familie dich auswählt, gerade weil du so anders bist als sie!
Ehrlichkeit gefragt
Für Pferdehaar-Allergiker kommt sicherlich keine Familie mit einem Reiterhof in Frage. Allergien oder spezielle Ernährungsgewohnheiten (z.B. Lebensmittelunverträglichkeiten oder Vegetarismus) sollten bereits in der Bewerbung angegeben werden, auch wenn sie oft die Vermittlung erschweren. Andernfalls kann es vor Ort zu Schwierigkeiten kommen. Die Vermittlungs-Organisation wird versuchen, so gut wie möglich auf die Bedürfnisse einzugehen.
Entscheidung kurz vor Start
Viele Gastfamilien entscheiden sich erst nach ein paar Tagen definitiv für oder gegen die Gesellschaft eines Gastschülers. Anschließend muss der Berater eine Schule in der Nähe finden, die bereit ist, einen zusätzlichen Schüler aus Europa aufzunehmen (manchmal steht auch erst die Schule fest und dann wird nach einer Familie gesucht).
Falls nicht, beginnt seine Suche nach Gasteltern und High School von vorn. Daher liegen häufig nur wenige Wochen – manchmal nur Tage – zwischen Zusage und Abflug in die USA.